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Kulturarbeit
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13.09.2009

Die Musik der deutschen Zigeuner

 

Foto: privat

 

Am 13. September gab die Berliner Gruppe „Sinti-Swing“ ein Konzert in der Langengrassauer Kirche. „Sinti-Swing-Berlin“ ist die einzige Formation dieser Art im Osten Deutschlands, welche die Musik der deutschen „Zigeuner“ lebendig werden läßt. Sie wurde bereits 1985 in Ostberlin von den Brüdern Alfred, Fredi und Wilfried Ansin zusammen mit dem Schwager Hans Lauenberger gegründet. Die vier Musiker sind Sinti, d. h. deutsche „Zigeuner“ mit ihrer eigenen Sprache und Musiktradition – dem Sinti Swing. Hans Lauenberger, lange Zeit einer der Sologitarristen der Band, hat inzwischen die Gitarre an seinen Sohn Janko weitergereicht, der das Feeling einer neuen Generation in die Gruppe hineinträgt. Von Beginn an dabei ist der Geiger Bernd Huber.

Der Ursprung dieser Musik liegt im Pariser Jazzclub Hot Club de France. Hier lieferten sich Ende der dreißiger Jahre, begleitet von Rhythmusgitarren und Bass, der Gitarrist Django Reinhardt und der Jazzgeiger Stefan Grappelli virtuose musikalische Duelle, ein Feuerwerk an Spontaneität und Spielfreude. Wie zu Zeiten des Hot Club de France spielen auch die Berliner Musiker auf akustischen Instrumenten. Der Hauch von französischer Musette sowie der leicht wienerische Einschlag, der ab und an durchklingt, verleihen dem Ganzen einen besonderen Charme.

In Langengrassau konnten die Musiker mit ihren swingenden, leicht jazzigen Stücken das zahlreich erschienene Publikum schnell für sich gewinnen. Neben Traditionals und Kompositionen von Django Reinhardt gab es moderne Arrangements von Janko Lauenberger.

Um die Musiker und ihr Umfeld besser in den historischen Kontext einordnen zu können, wurden in das Konzert drei Info-Blöcke zum Volk der Sinti und seiner Geschichte eingeflochten, illustriert mit historischen Fotografien.

Viele Besucher bedankten sich ausdrücklich für diese Ergänzungen, und sogar der Kopf der Gruppe – Janko Lauenberger – hatte für sich Neues erfahren. Insgesamt war es eine sehr gelungene Veranstaltung mit interessierten Zuhörern und lockeren Akteuren, die sich auch davor und danach noch „unters Volk“ mischten und beim gemeinsamen Essen für alle ansprechbar waren. Ganz sicher konnte das Konzert mit „Sinti-Swing Berlin“ zum Abbau von Vorurteilen beitragen und eine Minderheit ins Blickfeld rücken, von der wir doch sehr wenig wissen.

von Annegret Gehrmann

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