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12.10.2016
Der Teufel hatte ganz wunderbare Töne und war bestens bei Stimme
Konzert in der Zieckauer Kirche gut besucht
ZIECKAU In Zieckau war kürzlich der Teufel los – nicht nur wegen des guten Besuches bei der Gewerbeschau: Satan hatte besten Zuspruch in der Kirche, denn zum Konzert war die Zieckauer Dorfkirche bis auf den allerersten Platz einschließlich Empore besetzt. Das Publikum erlebte ein Konzert ganz besonderer Art mit dem Titel „Der Teufel hat die schönsten Töne – von Bösewichtern und Lustmolchen in der Musik“.
Gesungen wurde, wie heute an internationalen Häusern üblich, in den jeweiligen Originalsprachen – interessant, jeweils dem spezifischen Sprachenklang in den Musikstücken zu lauschen. „Das Programmheft bot die Texte zum Mitlesen. So ergaben sich keine Verständnishürden“, erklärte Lothar Treder-Schmidt vom Gemeindekirchenrat. Zudem bildete die Conférence des Veranstalters eine heitere, leicht ironische Brücke zwischen den Konzertstücken, in der in Loriotscher Manier jeweils kurz die Opern und die Rolle der Bösewichter und „Lustmolche“ skizziert wurden: Ein verkommener Jägerbursch nach dem 30jährigen Krieg im Pakt mit dem Teufel, der skrupellose Frauenversteher und Frauenbeglücker Don Giovanni, die Gewaltphantasien von Napoléons eiskalt-berechnendem Gouverneur Scarpia im Kampf gegen die Freiheitsbewegung, der dabei nebenbei sich die Geliebte des Opfers gefügig zu machen sucht, oder der Teufel selber, der sich schier totlacht über das, was man den Leuten in der Liebe weismachen kann, oder der Vampyr Lord Ruthven, dessen Arie Grausamkeit und Sinnlichkeit verbindet mit seinen Träumen von Frischblutreserven, verpackt in schöne Busen – und was der Bösewichtereien und Lustmolchigkeiten mehr sind. Es ging durchaus auch heiter weiter in Beethovens Lied vom Küssen und in Francis Poulencs musikalisch sinnlichen und textlich extrem frechen „losen Liedern“.
Der Bariton Peter Paul, der sonst am Wuppertaler Opernhaus zu hören ist, gab den vielfältigen Charakteren seine Stimme mit kraftvoll kernigem, höhensicherem Bariton, dem zugleich sonore Tiefe zur Verfügung steht, leiser, zarter Schmelz wie dröhnende Kraft. Eine Stimme erster Güte, die der Künstler mit sparsamen, doch treffsicher eingesetzten Gesten eines Sängers mit sicherer, intensiver Bühnenpräsenz in der Interpretation zusätzlich zu verlebendigen vermochte.
Mehr noch als die Auswahl großer Stücke, berühmter Arien und Lieder machte deren souveräne Präsentation in ihrer Auslotung mit allen musikalischen und stimmlichen Nuancen die Aufführung bemerkenswert: Wie Peter Paul seine große Stimme vom leichtesten Parlando, vom zarten Piano bis zu saalfüllenden Fortissimo einzusetzen vermochte, riss die Zuhörer nach den Arien immer wieder zu begeistertem Applaus hin, die sich dann im langen Schlussapplaus ein weiteres freches Poulenc-Lied als Zugabe erklatschten. Sicher getragen wurde Pauls Kunst von einer schier unglaublichen Virtuosität des Pianisten Jens Holzkamp von der Deutschen Oper Berlin, der aus dem eher einfachen Klavier ganze Orchesterfluten hervorzuzaubern vermochte und zarteste Klänge, perlende Läufe und dröhnende Glocken der Peterskirche. „Kein Zweifel, das Erlebnis der beiden Interpreten verlangt nach Wiederhören“, resümierte Lothar Treder-Schmidt.
Die Zieckauer Gemeinde durfte sich zudem nach dem Konzert über ein hochbeachtliches Spendeneinkommen für die Sanierung der spätmittelalterlichen Glocken freuen.
Von red/bt, erschienen in der Lausitzer Rundschau