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06.11.2018

Das Experiment mit der „deftigen Sprache“

UCKRO. Der Verein „Theater in der Kirche“ überzeugt in der Uckroer Dorfkirche mit der „Lysistrate“.

Zum nunmehr achten Mal gastierte der Verein „Theater in der Kirche“ in der Gemeindekirche. Die Zuschauer waren begeistert.
Foto: Benjamin Wepprich

 

Wer regelmäßig ins Kino geht, der lässt sich immer wieder auf etwas Neues ein. Wer sich am Sonntagnachmittag auf etwas „Neues“ in der Uckroer Dorfkirche einließ, erlebte derweil ein wirklich gutes Schauspiel in Form des Lustspiels „Lysistrate“, sprich Komödie. Zum nunmehr achten Mal gastierte der Verein „Theater in der Kirche“ in der Gemeindekirche. „Theater in der Kirche“ sieht sich in der Tradition der über das Land reisenden Theatertruppen und verfolgt dabei das gemeinnützige Ziel, zum kulturellen Angebot im ländlichen Raum beizutragen und klassisches Theater verständlich und hautnah erlebbar zu machen. Dabei steht im zentralen Interesse, die Dorfkirchen als Orte geistlichen und kulturellen Zusammentreffens zu beleben, zu erhalten und auch wiederzuentdecken.

Bereits am Mittag war die Entourage angereist, um alles aufzubauen und die Bühnentechnik einzustellen. „Alle Schauspieler beteiligen sich und sind in mehrere Gruppen eingeteilt. Einige für die Bühne und wieder andere sind für Technik, Maske und Kostüme zuständig“, erläuterte Nathanael Anderfuhren. Er spielte Herold in dem Stück. Fiona-Maria Karagiannidou spielt die vom Lande kommende und naive Myrrhine. „Die Herausforderung der Rolle liegt darin, sich von den anderen Frauen leiten und führen zu lassen, mit denen sie sich letztlich verbrüdert“, erklärte sie. „Hier in der Kirche war es sehr schön zu spielen, auch weil so viele Gäste da waren.“

Rund eine Stunde dauerte das illustre Vergnügen um Geschlechterrollen und ihre Zwistigkeiten. „Zum wiederholten Male verfolgen wir das Theater und freuen uns, dass die Künstlergemeinschaft immer wieder hierher kommt. Die Veranstaltung bringt das Dorf zusammen und pflegt die örtliche Gesellschaft“, sagte Margitta Druschke. Nach der gelungenen Vorstellung ergab sich für Gäste und Schauspieler noch die Möglichkeit des Austausches, welche auch rege bei Snacks und Getränken wahrgenommen wurde.

Ein besonderes Lob zur Ausrichtung fiel für die teilnehmenden Kirchen ab: „Auf die Kirche in Uckro sind wir durch den Förderkreis alter Kirchen gekommen und dann hat sich alles weitere entwickelt. Manchmal treten die Kirchen auch direkt an uns heran. Man merkt auch immer, wenn sehr engagierte Leute dahinter stehen und dafür sorgen, dass die Kirche voll ist“ erörterte die Regisseurin und Künstlerische Leiterin Elena Brückner. „Das Stück trägt alle gesellschaftsrelevanten Themen in sich, ist völlig aktuell und sehr direkt. Ich hatte großen Respekt davor, das Thema in der Kirche zu spielen, da die Sprache schon sehr deftig ist. Aber das Thema ist auch Volkstheater und hat etwas mit dem Leben zu tun.“

Den Schauspielern selbst bereitete die Vorstellung viel Freude, was sich an einem fast familiären Gefüge untereinander abzeichnete. „Ich war neugierig, Theater in der Kirche kannte ich noch nicht. Die Idee des Stücks ist einfach nur toll“, sagte Hiltraut Richter. „Für mich ist es eine Entdeckung, ich bin begeistert und ganz angetan.“

Von Benjamin Wepprich, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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