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14.05.2007

Schule, Kirche und Lehrer unter einem Dach

Förderkreis Alte Kirchen besucht Schulmuseum in Schwarzenburg

Eine alte Schulmappe, in der die Kinder vor rund 50 Jahren ihre Bücher und Hefte transportierten, zeigt die ehemalige Lehrerin Heidi Große im Schwarzenburger Schulmuseum den Besuchern. Foto: Keilbach

 

„So haben unsere Schulbänke damals ausgesehen, als ich zur Schule ging“, sagt Petra Kolkwitz, während sie in einem der alten Lehrbücher blättert. Die Goßmarerin sitzt im einzigen Klassenzimmer von Schwarzenburg, das seit dem Jahr 2004 als Schulmuseum eingerichtet ist. Das Bauwerk, in dem sich die historische Einklassenschule befindet, ist im Land Brandenburg einmalig. Es vereint Kirche, Klassenraum und Lehrerwohnung unter einem Dach.

Am Samstagnachmittag ist dieses Ensemble die zweite Station während der fünften Frühjahrsexkursion des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. „Schwarzenburg war schon immer arm“, leitet die ehemalige Lehrerin Heidi Große ihre Erläuterungen zur Schulgeschichte des tief in der Rochauer Heide liegenden Ortes ein. 900 Taler hatte Friedrich Wil helm III. im Jahr 1830 als Gnadengeschenk ausgereicht. Die Gemeinde habe damit in einer ehemaligen Löffelfabrik Klassenzimmer, Lehrerwohnung und Kirche eingerichtet.

Neubau im Jahr 1909

Weil die Schule aufgrund der wachsenden Kinderzahl zu klein wurde, sei 1909 eine neue Schule für 32 Schüler, in gleicher Weise verbunden mit der Kirche und der Lehrerunterkunft, gebaut worden. Von der ersten bis zur achten Klasse sei der Unterricht vom jeweiligen Lehrer erteilt worden. „Die meisten hielten es hier nicht länger als zwei Jahre aus“, berichtet Heidi Große. Abgelegen, mitten im Wald, sei diese Schule als Strafstelle für die Pädagogen betrachtet worden. Geändert habe sich das erst im Jahr 1950, als Helmut Österitz hier seinen Dienst antrat. „Bis 1972, als der Unterrichtsraum hier geschlossen wurde, hat er in Schwarzenburg die Jungen und Mädchen unterrichtet“, so seine ehemalige Kollegin. Im April 2004 habe er nach vielen Anstrengungen und Auseinandersetzungen auch seinen Traum erfüllen und das Schulmuseum eröffnen können.

Gut erhaltenes Inventar

Die rund 40 Exkursionsteilnehmer sind beeindruckt vom gut erhaltenen originalen Inventar vergangener Zeiten, den alten Lehrbüchern, Landkarten, Schiefertafeln, Tintenfässchen und zahlreichen weiteren Details, die im Schulmuseum zu entdecken sind. „Heute nutze ich die Gelegenheit, mir das einmal selbst anzuschauen, nachdem ich schon oft Besuche für Gruppen hier organisiert habe“, sagt Petra Kolkwitz. Zudem führe sie regelmäßig Gäste durch Goßmar und seine Kirche und will auf der Exkursion zugleich Einblick in andere Kirchen der Region nehmen.

Besonders befürwortet Kolkwitz das Engagement junger Leute für die Traditionen aber auch das aktuelle kulturelle Leben auf dem Lande. So habe ihr der aufschlussreiche Vortrag von Thomas Krause in der Kirche von Walddrehna gut gefallen. Der aus dem Ort stammende Architekturstudent beschäftigt sich mit der Geschichte seiner Heimatkirche und hat den Teilnehmern zahlreiche historische Details nahegebracht.

„Es beeindruckt mich, wie die Menschen sich hier für den Erhalt ihrer kleinen Kirchen engagieren, deshalb nehmen wir an den Touren des Förderkreises teil, so oft es möglich ist“, erklärt Bernd Bergmann aus Nürnberg. Vor zwei Jahren sei er mit seiner Frau Erika, die aus der Region stammt, auf dessen Aktivitäten aufmerksam geworden und seitdem ist das Ehepaar Mitglied im Förderkreis.

Für Andrea Stowasser aus Berlin ist es die erste Begegnung mit diesem speziellen Teil regionaler Geschichte, sie wurde von Thomas Krause zur Exkursion eingeladen. „Es ist sehr eindrucksvoll, zu sehen, wie alles liebevoll gepflegt und erhalten wird, nicht nur die Kirchen sondern auch diese Einklassenschule hier“, sagt die Berlinerin.
Nach einer Kaffeepause in der Schwarzenburger Kirche setzt sich der Konvoi aus 20 Pkw wieder in Bewegung. Die Kirchen in Wehnsdorf und Bornsdorf sind die nächsten Stationen der Frühjahrsexkursion des Förderkreises.

von Birgit Keilbach

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