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08.07.2019

Kleine Dorfkirchen radelnd entdecken

Erlebnisse per Drahtesel – Kirchenradtour verknüpft Erleben von Natur, Kulturgeschichte und Musik.
In Kasel-Golzig erläuterte die Förderkreisvorsitzende Annegret Gehrmann (M.) interessante Details zu diesem mittelalterlichen Kirchenbau.
Foto: Birgit Keilbach

 

Fünf mittelalterliche Dorfkirchen nahe Golßen waren am Samstag Anlaufpunkte der geführten Kirchenradtour des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. Ersten Halt machten die 35 Teilnehmer in Zützen. Michael Petschick von Gemeindekirchenrat vermittelte viele Details aus der Geschichte des im 15. Jahrhundert errichteten Gotteshauses. Jede Patronatsherrschaft hinterließ darin ihre Spuren. So finden sich Elemente der Renaissance, des Barock und Klassizismus hinter den mittelalterlichen Außenmauern. 1648 habe Herbert von Droste die Standesherrschaft erworben. Mit einem Frühlingsgedicht der Lyrikerin Annette Droste zu Hülshoff knüpfte Michael Petschick die Verbindung zu diesem in Westfalen ansässigen Zweig der Adelsfamilie. Von der während des 100-jährigen Patronats erfolgten frühbarocken Ausstattung sind der hölzerne Altaraufsatz sowie die Kanzel erhalten geblieben.

Mitte des 18. Jahrhunderts erwarb die Familie von Kleist die Herrschaft Zützen. Sie habe die Sandsteintaufe und die romantische Orgel gespendet. Auffallend ist ein barockes Sandstein-Epitaph, das Leopold von Kleist zu Ehren seiner Eltern gestiftet hatte. Bis heute bestehe Kontakt zu Nachfahren der Familie. „Auf diesem Weg bekamen wir auch einige Artefakte. Zum Beispiel den alten Schlüssel für die Tür zur Patronatsloge anlässlich unseres Jubiläums 1000 Jahre Siedlungsgeschichte 2018“, berichtete er. Dadurch sei auch das Interesse der Zützener an der Kirchengeschichte wieder gewachsen.

Zweite Station war die Kirche in Kasel-Golzig. Deren Besonderheiten erläuterte die Vorsitzende des Förderkreises, Annegret Gehrmann. Die hier noch erhaltene Patronatsloge habe Siegismund von Zeschow eingebaut, der sich ab 1722 der Aufgabe stellte, „Erneuerer der Kirche“ zu sein. Zudem habe diese Kirche noch eine seltene Ostempore hinter dem Kanzelaltar aus nachreformatorischer Zeit. Eine Besonderheit ist auch der vermutlich aus der Entstehungszeit stammende „Gemeine Kasten.“ Diese mit Schloss und Riegel versehene Holztruhe ist aus einem Stamm gefertigt. Aus der katholischen Zeit erhalten blieb zudem die Sakramentsnische. Die Orgel ist noch bespielbar.

Ulrike Silbermann aus Potsdam ließ sie erklingen. „Es ist immer wieder eine Entdeckung wie viele Dinge in den Kirchen original erhalten geblieben sind“, sagte die Hobby-Organistin, die sich besonders auf das Orgelkonzertmit Prof. Martin Schmeding in der Stadtkirche Golßen zum Abschluss der Tour freute. Ingo und Dorothea Erler aus Gersdorf radelten erstmals mit und waren ebenso beeindruckt von den Zeugnissen der Kulturgeschichte.Brigitte und Hermann Hövel aus Berlin erlebten die Kirchenradtour 2018 erstmals. „Die Verbindung von Landschafttserlebnis, Radfahren und sachkundigem Einblick in die Kirchengeschichte gefällt uns“, sagte Brigitte Hövel. „Die Tour ist gut organisiert und das Abschlusskonzert an der Orgel der Höhepunkt“, ergänzte ihr Mann. Vor dem Konzert der Reihe „Mixtur im Bass“ entdeckten die Radler noch die Dorfkirchen in Jetsch, Krossen und Falkenhain.

vollständiger Text unter www.lr-online.de

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