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05.05.2008

Exkursion in die Kulturgeschichte

LUCKAU. „Kaum irgendwo sonst sind Zeitzeugnisse der Kulturgeschichte über die Jahrhunderte so erhalten geblieben wie in den Kirchen“, sagte Annegret Gehrmann, Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. Ziele der sechsten Frühjahrsexkursion des Förderkreises waren am Samstag die Dorfkirchen in Falkenhain, Jetsch, Freiwalde und Schönwalde.
Ein Wandteppich als Altarbild ist die Besonderheit in der Kirche von Freiwalde, deren Geschichte von Ingeborg Freigang erläutert wurde.
(Foto: Birgit Keilbach)

 

Der zeitgeschichtliche Bogen spannte sich während der Exkursion vom 14. Jahrhundert, in dem die Kirchen von Falkenhain und Jetsch gebaut wurden, bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, aus dem der Bau der Backsteinkirche von Freiwalde datiert. Handelt es sich bei der Falkenhainer Kirche um einen Feldsteinbau, so ist das Gotteshaus in Jetsch aus Mischmauerwerk errichtet worden.

Mit ihrer schnörkellos schlichten Innenraumgestaltung wirkt die Kirche von Freiwalde sehr modern. In den Jahren 1870/71 erbaut, war sie das jüngste Bauwerk der Exkursion. Finanziert worden sei der Kirchenbau durch Spenden der Bauern und Reparationsleistungen aus dem deutsch-französischen Krieg, informierte Ingeborg Freigang vom Gemeindekirchenrat.

Der ursprüngliche Altar mit dem Umgang sei 1958 im Zuge der Rekonstruktion auf Initiative des damaligen Pfarrers Konzack entfernt worden. An dessen Stelle fand ein Wandteppich mit der Darstellung von Jesus Platz. „Er zählt zu den bedeutendsten Werken der Bildstickereimeisterin und Künstlerin Dora Kärgel aus Frankfurt/Oder“, informierte die Freiwalderin. Während einer zweiten Rekonstruktion des Innenraumes ab 1988 sei die ursprüngliche Farbgebung wieder hergestellt worden, die nun hervorragend mit dem Wandbild harmoniere, fügte sie an. Die funktionstüchtige Orgel stamme aus der Entstehungszeit der Kirche und sei vermutlich vom Luckauer Orgelbaumeister Pietsch gebaut worden, sagte Kantor Joachim Klebe.

Orgel-Kostprobe

Mit einigen Stücken von Bach und anderen Komponisten bot er den Zuhörern eine Kostprobe vom Klang des Instrumentes. „Dieses volle Klangvolumen bei einer so kleinen Orgel ist wirklich faszinierend“, erklärte Lieselotte Niepraschk aus Schlabendorf, die zu den regelmäßigen Teilnehmern der Kirchenexkursionen zählt. „Die Gestaltung des Altarbildes durch einen Wandteppich habe ich überhaupt noch nicht gesehen“, ergänzte sie.

In Jetsch erklärte Pfarrer Martin Nikotisch Details wie das ganz schmale Lanzettfenster an der Ostseite, das aus der eigentlichen Bauzeit im 14. Jahrhundert stamme. Der Altaraufsatz sei im Jahr 1695 entstanden, ebenso die Kanzel mit dem Bild von der Kreuzigung Jesu und ihm zur Seite die Darstellungen der vier Evangelisten. Wie in Falkenhain führe der Zugang zur Kanzel auch im Jetscher Gotteshaus durch den Pfarrstuhl, in dem vom Pfarrer auch die Beichte abgenommen worden sei.

„Die Holzkonstruktion des Turmes war lange unser Sorgenkind, weil sie teilweise durchgefault war“, berichtete der Pfarrer. Im Jahr 2007 sei diese in Teilen erneuert worden. Ebenso habe die Turmhaube eine neue Verkleidung erhalten. „In der neuen Turmkugel befinden sich Dokumente aus den Jahren 1901 und 1985, als der Turm schon einmal eine neue Bedachung erhielt.“

36 evangelische Christen engagierten sich in der Gemeinde ehrenamtlich für den Erhalt der Kirche. Für die rund 30 Exkursionsteilnehmer hatte die Jetscher Frauengruppe des Ortes im Dorfgemeinschaftshaus eine Kaffeetafel vorbereitet. „Einfach so auf Zuruf, das ist wirklich gut gelungen“, sagte Annegret Gehrmann.

Schnell Kontakt

„Mir fällt immer wieder auf, dass es besonders die Frauen sind, die sich engagieren. Das ist ein großes soziales Potenzial“, sagte Marianne Peip aus Dresden. Als ehemalige Luckauerin begebe sie sich gern auf die Spuren der regionalen Heimatgeschichte. „In diesen kleinen Kirchen ist der Eindruck viel unmittelbarer als in den großen Kirchen der Städte. Man hat auch gleich guten Kontakt mit den Menschen“, ergänzte sie.

Musikalisch klang die Exkursion in der aus dem Jahr 1686 als Fachwerkbau errichteten Kirche von Schönwalde mit einem besonders prachtvoll gestalteten Barockaltar aus. Die Orgel sei 1998 erbaut worden, informierte Kantor Klebe. In dem rund 300 Christen zählenden Ort herrsche ein reges Gemeindeleben, hob Pfarrerin Gabriele Backhaus hervor. Dafür stehe ein ökumenischer Chor mit rund 20 Sängern sowie ein Kinderchor. Zudem würden in der Kirche auch die katholischen Christen ihre Gottesdienste abhalten.

von Birgit Keilbach

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