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15.10.2018

Restaurierungen bringen Geschichte zum Vorschein

RIEDEBECK. Was Steine und Wandmalereien in Gotteshäusern erzählen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Restauratorin Anna-Sara Buchheim (re.) zeigt einem Besucher Symbole auf dem Terrakottafußboden in der Riedecker Kirche. Ihre Kollegin Anika Basemann schaut interessiert zu.
Foto: Andreas Staindl

 

Kirchen sind wie ein geheimnisvolles Buch. Spannendes lässt sich nicht so leicht entdecken. Schon gar nicht, wenn es hinter dicken Farbschichten versteckt ist, die Zeit es einfach unsichtbar gemacht hat. Restauratoren gelingt es, Geheimnisse offen zu legen. Wie sie das machen und was sie dabei entdecken, das konnten Interessierte während des Tags der Restaurierung gestern erfahren.

Die Diplom-Restauratorinnen Anna-Sara Buchheim, Anika Basemann und Sonia Cardenas gaben Einblick in die Restaurierungsarbeiten in den Dorfkirchen in Riedebeck, Goßmar und Walddrehna in der Gemeinde Heideblick. Alle drei Kirchen stammen wurden wahrscheinlich zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert erbaut.

Die evangelische Kirche in Riedebeck ist eine der ältesten Kirchen der Region. Sie wurde um 1200 als spätromanischer Feldsteinbau errichtet. Vor etwa 50 Jahren fanden dort umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Damals wurden etwa große Flächen der mittelalterlichen Malerei freigelegt. Diese Arbeiten wurden inzwischen optimiert und 2010 erneut an einem Teil der Wände im Innenbereich durchgeführt. Im Kirchenschiff ist jetzt Malerei zu sehen, die als zweite Schicht aufgetragen wurde wie Anna-Sara Buchheim sagt. Der Restauratorin zufolge haben die Wände in der Riedebecker Kirche Malereien aus verschiedenen Jahrhunderten. „Wir mussten uns gut überlegen, was wir freilegen und zeigen wollen, um Geschichte nicht zu verfälschen.“ Die vor einigen Jahren freigelegte Malerei stammt ihr zufolge aus der Zeit um 1480. „Wir präsentieren sie so, dass sie für alle verständlich ist.“

Das soll auch mit den Malereien im Chorraum des Gotteshauses passieren. Wann diese Arbeiten durchgeführt werden, sei noch offen. Die Restaurierung des Terrakottafußbodens in der Riedebecker Kirche ist schon 2015 erfolgt. Damals wurde die Oberfläche der Steine aufwendig gereinigt. Zuvor hatte offenbar die Feuchtigkeit den Steinen zugesetzt. Der Fußboden war grau und unansehnlich. Die Symbole in den Steinen waren kaum noch zu erkennen. Schuld dürften die Betonfugen gewesen sein. Die Restauratoren haben diese rausgekratzt, die Fugen mit Sand verfüllt. Der Fußboden kann jetzt wieder atmen wie Anna-Sara Buchheim sagt. Sie hat gestern auf die verschiedenen Symbole in den Steinen hingewiesen. Adler, Sterne und anderes sind zu erkennen.

Symbole in Fußböden finde man nicht so häufig in Kirchen. „Sie sind etwas Besonderes und in ähnlicher Form etwa in Doberlug-Kirchhain zu sehen“, erzählt die Restauratorin. Sie vermutet, dass der Fußboden in Riedebeck aus der Entstehungszeit der Kirche stammt, auch wenn die Steine um 1960 schon einmal aufgenommen worden seien. „Der Zustand jetzt ist wirklich sehr schön.“ Sie würde ihn gern so erhalten wollen, könnte sich einen Steg vorstellen, der Besucher über den historischen Steinfußboden führt.

Sie und ihre Kolleginnen sind „dankbar dafür, dass wir mit Annegret Gehrmann vom Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz einen sehr kompetenten und interessierten Ansprechpartner in der Region haben. Ihr Engagement für alte Kirchen ist nicht selbstverständlich.“ Gemeinsam ist es etwa gelungen, Wandmalerei auch in den Kirchen in Goßmar und Walddrehna freizulegen und damit Geschichte zum Vorschein zu bringen. Für die Restauratorinnen bringt ihre Arbeit auch wichtige Erkenntnisse für die Wissenschaft. Auch die jeweilige Kirchengemeinde profitiert. Sie kann früheres Leben in ihrem Ort noch besser nachvollziehen. Kein Gebäude sonst ist so voller Geschichte wie Gotteshäuser. Gestern war Gelegenheit, einem Teil der Geheimnisse auf die Spur zu kommen. Zahlreiche Besucher haben die Möglichkeit genutzt, sind mit den Restauratorinnen ins Gespräch gekommen und haben Einblick in die Restaurierungsarbeiten genommen.

Andreas Staindl (vollständiger Text unter www.lr-online.de)

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