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24.10.2018

Restauratoren legen in Goßmar mittelalterliche Malereien frei

GOSSMAR. Restauratoren haben Wandmalereien in Kirche freigelegt. Arbeiten sind nun abgeschlossen.

Die Restauratorinnen zeigen interessierten Besuchern die freigelegten Malereien in der Kirche.
Foto: LR / Anja Brautschek

 

Das Bild des Christopherus auf der Nordwand ist noch gut erhalten und konnte im Zuge der Restaurierung fast vollständig freigelegt werden.
Foto: LR / Anja Brautschek

 

Das blasse, blaue Gewand der heiligen Maria ist noch deutlich zu erkennen. Neben ihr ist der Erzengel Gabriel zu sehen. Er trägt ein Gewand mit Brokatmuster und ist durch die schwarzen Flügel erkennbar. Die Szene stellt die Verkündigung des Herrn auf der Südempore der Goßmarer Kirche dar. „Das ist eines meiner Favoriten von den Malereien hier in der Kirche. Die Szene ist so lieblich“, sagt Sonia Cárdenas. Seit rund einem Jahr hat die Restauratorin gemeinsam mit ihren Kolleginnen von CBB Restaurierung, Anika Basemann und Anna-Sara Buchheim, die mittelalterlichen Wandmalereien freigelegt. In diesem Monat konnten die Arbeiten abgeschlossen werden.

Gleich mehrere figürliche Darstellungen aus dem 15. Jahrhundert sowie Ornamente und Schriften jüngeren Datums kamen dabei zum Vorschein. „Mit so einem Ergebnis haben wir nicht gerechnet“, sagt Annegret Gehrmann, Beauftragte für Kunst- und Kulturgut im Kirchenkreis Niederlausitz und Vorsitzende des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz. Motive wie der Christophorus an der Nordwand sind noch fast vollständig erhalten geblieben. Farben und Umrisse zeichnen sich deutlich ab. Die meterhohe Darstellung nimmt fast die gesamte Höhe des Innenraums ein. „Die Position des Christophorus gegenüber des Einganges wurde bewusst ausgewählt. In den mittelalterlichen Vorstellungen sollte das vor plötzlichem Tod und Unheil bewahren“, erklärt Anika Basemann.

Datiert wird diese Malerei wie auch die Verkündigungsszene auf der Empore auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurde die bereits um 1408 erbaute Kirche auf ihrer heutige Größe erweitert. Verwendet wurde für den Innenraum hochwertige Putze, die trotz Feuchtigkeitsschäden aufgrund des defekten Daches großflächig erhalten blieben. In dieser Größenordnung seien solche Motive für eine Dorfkirche ein Glücksfall, so Annegret Gehrmann. Rund 95 000 Euro hat die Wandsanierung gekostet. Das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Kultur hat die Restaurierung mit rund 40 000 Euro unterstützt. Weitere 26 000 Euro hat die Kirchengemeinde, 25 000 Euro der Kirchenkreis Niederlausitz und 2000 Euro der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz investiert.

Für die Region sind die mittelalterlichen Wandmalereien ein Kulturschatz. Sie geben Aufschluss über kulturhistorische Besonderheiten der Zeit. Ähnliche Formen und Malstile sind auch in anderen Kirchen der Region, unter anderen Hohenbocka, Zaue, Riedebeck oder Briesen zu finden. Die Motive sind gekennzeichnet von schwarzen Umrandungen und Schattierungen. Auch die strahlenförmige Krippe des Jesuskindes sowie rote Ranken, die von grauen Bändern eingefasst sind, sind für andere Kirchen charakteristisch. „Das lässt darauf schließen, dass eine Werkstatt die Darstellungen angefertigt hat oder auf die gleichen Vorlagen zurückgegriffen wurde“, erklärt Anika Basemann eine Erkenntnis.

Die Restauratoren haben die Malereien darüber hinaus mit verschiedenen Methoden untersucht. Dabei kam unter anderem zum Vorschein, dass einige der Motive von den Künstlern zusätzlich modelliert wurden. Eine Röntgenfluoresenz-Analyse in Zusammenarbeit mit der FH Potsdam hat außerdem Aufschluss über die verwendeten Mineralien und Farben ergeben. „Die Farben müssen noch leuchtender als heute gewesen sein. Einige Farben haben sich über die Jahrhunderte außerdem stark verändert“, erklärt Anika Basemann. So wirken die Flügel des Erzengels in der Verkündigungsszene heute fast schwarz. Aufgrund der Mineralstoffe lässt sich schließen, dass sie ursprünglich in einem Orange-Rotton ausgefüllt wurden, nennt die Restauratorin ein Beispiel.

Die Erkenntnisse der Untersuchungen und interessante Details der Wandmalereien sollen laut Annegret Gehrmann in einer Broschüre zusammengefasst werden. Ab Frühjahr 2019 werden Exemplare voraussichtlich in der Kirche ausliegen und auch käuflich zu erwerben sein.

Von Anja Brautschek, erschienen in der Lausitzer Rundschau

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