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15.11.2010

Heilige Spuren in Riedebeck

Gymnasiasten aus Luckau ergründen Bedeutung von Wandmalereien
RIEDEBECK. Nur fragmentarisch erkennbar sind die Wandmalereien von sechs Heiligen in der Dorfkirche von Riedebeck. Wie könnten sie ausgesehen haben? Welche Bedeutung haben sie noch heute? Diesen und weiteren Fragen gingen Schüler des Luckauer Bohnstedt-Gymnasiums nach. Ergebnis ist eine Ausstellung mit Schülerzeichnungen der Heiligen. Am Samstag wurde sie in der Riedebecker Kirche eröffnet.

 

Charmaine Weinhold erläutert den Gymnasiastinnen Luise Schmiedichen, Vanessa Pohl
und Sophie Hahn (v.l.), warum sie sich die Heilige Barbara für ihre Darstellung ausgewählt hat.
Im Hintergrund sind die fragmentarisch erhaltenen Wandmalereien aus dem Mittelalter zu
sehen, die Ausgangspunkt des Schülerprojektes waren.
Foto: Birgit Keilbach

 

Die Auseinandersetzung mit dem kunsthistorischen Thema ist ein weiteres gemeinsames Projekt der Schule mit dem Förderkreis „Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz“. Rund ein Jahr lang beschäftigten sich die Siebtklässler im Kunstunterricht mit den Heiligen.

Die um 1480 entstandenen Wandmalereien in der Riedebecker Kirche (→ zum Kirchenporträt) gehören zu den bedeutsamsten im Land Brandenburg, erläuterte Förderkreis-Vorsitzende, Annegret Gehrmann. Deshalb hatte sie angeregt, junge Menschen mit diesen wertvollen Zeugnissen der Kulturgeschichte vertraut zu machen.

Das Projekt, die Heiligendarstellungen wieder mit Farbe und Leben zu erfüllen, habe den Religions- und Kunstunterricht auf besondere Weise erweitert und ergänzt, resümierte Kunstlehrerin Petra Zittlau, die es mit ihrer Kollegin Susann Karras durchführte. Während der Beschäftigung mit den Bildern sei den Schülern zunächst die Bedeutung von Pflanzen, Tieren und Farben in christlichen Darstellungen nahegebracht worden. Auch den Zusammenhang mit christlichen Festen und Traditionen hätten sie sich anhand von Bibelzitaten erarbeitet. Zudem seien die Jugendlichen an die Entwicklung christlicher Werte in den vergangenen Jahrhunderten und deren kulturhistorische Bedeutung herangeführt worden.

Unterstützt wurden die Kunstlehrerinnen dabei von der Berliner Kirchenpädagogin Maria von Fransecky und Religionslehrerin Uta Rohde. Aus ihrer Sicht brachte das fächerübergreifende Projekt für die Schüler mehrfachen Erkenntnisgewinn.

Ein weiterer Aspekt war die künstlerische Umsetzung der Darstellungen. Die akribische Arbeit an den Gesichtern, Gestalten und Gewändern habe den Mädchen und Jungen anschauliche Einblicke in das handwerkliche Geschick alter Meister eröffnet, ergänzte Petra Zittlau. Zur Eröffnung waren auch einige Gymnasiasten gekommen. Luise Schmiedichen hatte sich den Heiligen Georg für ihre Darstellung ausgewählt. „Er war ein Drachentöter und so habe ich meinem Bild zwei Szenen gestaltet“, erläuterte sie. Einerseits beschütze er eine hinter ihm auf einem Stein stehende Frau, andererseits töte er mit seinem Speer den Drachen. Die Heilige Ursula habe Mädchen und junge Frauen beschützt und sei als Märtyrerin gestorben, hat Vanessa Pohl während der Projektarbeit gelernt. „Wir haben uns an den Fotos und den Umrissen der Figur orientiert und daraus unser Bild gestaltet“, erklärt Sophie Hahn die Herangehensweise. Charmaine Weinhold beeindruckte vor allem das Schicksal „ihrer“ Heiligen Barbara. „Ich finde es schlimm, dass der eigene Vater die Tochter einsperren und köpfen ließ, nur wegen der Heirat“, sagte die Gymnasiastin.

Diese individuelle Auseinandersetzung jedes Schülers mit dem Thema werde in der Ausstellung deutlich. „An jedem Bild ist eine besondere Idee der Darstellung erkennbar“, schätzte Annegret Gehrmann ein.

Birgit Keilbach(Text erschienen unter www.lr-online.de)

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